Adresse an die Metaller

Ralf Jürgens

Die Metaller bekräftigen ihre Forderungen mit Warnstreiks. Ein Einstieg in die kurze Vollzeit - die 28-Stundenwoche für Beschäftigte mit Kindern - Pflege - Schicht steht neben der 6%-Lohnforderung auf der Agenda. Die Produktivität und Intensität der Arbeit steigt immens. Auch Überstunden - Extensivierung der Arbeit - sind gang und gäbe. Die Profitmassen der Kapitale aus der Aneignung des Mehrwerts - des in dem unbezahlten Anteil der Lohnarbeit geschaffenen Warenwerts - steigen ebenfalls. DIE LINKE. Kreisverband Hildesheim/Alfeld sandte eine Solidaritätsadresse an die Metaller:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie 2018 wirft hohe Wellen. 6 Prozent mehr Geld. Und eine Wahloption auf zweijährige Verkürzung der Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden. Beschäftigte, die Kinder unter 14 Jahren im Haushalt betreuen oder Familienangehörige pflegen, sollen bei Wahl einer Arbeitszeitverkürzung einen fixen Zuschuss von 200 Euro pro Monat erhalten. Beschäftigte in Schichtarbeit oder anderen gesundheitlich belastenden Arbeitszeitmodellen, die ihre Option auf Arbeitszeitverkürzung wählen, sollen einen teilweisen Lohnausgleich von 750 € im Jahr erhalten. Die Reduzierung der Arbeitszeit von Beschäftigten darf nicht zu mehr Leistungsdruck führen, indem die übrigen Beschäftigten ihre Arbeit zusätzlich miterledigen müssen. Daher sollen Regelungen zum Personalausgleich mitverhandelt werden. Azubis und Dual-Studies sollen einen bezahlten freien Tag vor jeder Prüfung erhalten. Für die ostdeutschen Tarifgebiete soll verbindlich die Angleichung der Entgelte, Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen eingeleitet werden.

DIE LINKE.Hildesheim hält diese Forderungen für gerechtfertigt. In den bestehenden Tarifverträgen und gesetzlichen Regelungen gibt es viele Möglichkeiten, die tägliche Arbeitszeit im betrieblichen Sinne auszuweiten. Oft bleibt dabei die Familie auf der Strecke, gerade Beschäftigte mit geringen Einkommen müssen sich oft schmerzhaft zwischen Beruf und Familie entscheiden. Daher begrüßen wir besonders, dass die geforderten finanziellen Kompensationen einen festen Betrag und keinen prozentualen Ausgleich vorsehen, was gerade für Beschäftigte mit geringem Einkommen wichtig ist. Allerdings könnte es davon aus unserer Sicht etwas mehr sein. Wir meinen, alle Menschen brauchen auch Freizeit für politische und gewerkschaftliche Arbeit, für Kultur und Sport und vieles mehr. Und alle, die die Arbeitszeit verkürzen, sollten einen Ausgleich erhalten. Wir schlagen vor, das Volumen der 6%-Lohnforderung einmal in Festgeld umzurechnen und vielleicht einen Sockelbetrag für alle gleich bei den Lohn- und Gehaltstarifen zu vereinbaren.

Dass die Arbeitgeber die IG Metall-Forderungen nicht nur in gewohnter Manier ablehnen, sondern ihre soziale Verantwortung sogar vollkommen von sich weisen, ist eine Frechheit. Es sind doch gerade die Arbeitgeber, die immer flexiblere Arbeitszeiten fordern und auf diese Weise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter erschweren. Doch statt nun gemeinsam mit den Arbeitnehmern Lösungen für diese wichtigen gesellschaftlichen Probleme zu erarbeiten, gehen die Arbeitgeber auf Konfrontationskurs. Ihre Forderungen nach Ausweitung der 40-Stunden-Woche oder sachgrundlosen Befristungen zeigt, dass die Arbeitgeber sich wieder vor ihrer Verantwortung drücken und das Letzte aus den Belegschaften rauspressen wollen. Ganz nach dem Motto: Gewinne privatisieren, Risiken vergesellschaften.

DIE LINKE. steht auch in dieser Tarifrunde zu Euren berechtigten Forderungen und wünscht euch, gerade bei der uneinsichtigen Haltung der Arbeitgeber, einen langen Atem. Wir werden die Tarifverhandlungen aufmerksam verfolgen und Euch unterstützen wo immer wir können.

Mit solidarischen Grüßen

Kreisvorstand DIE LINKE.Hildesheim

Hildesheim, den 12.1.2018

http://www.igmetall-alfeld-hameln-hildesheim.de/aktuelles/meldung/arbeitgeber-provozieren-warnstreiks-beschaeftigte-senden-klares-signal/