Stopp des Stellenabbaus bei Bosch
Beschluss der Kreismitgliederversammlung Die Linke Hildesheim am 3. Mai 2025
Die Bosch-Konzernleitung in Stuttgart hält stur an ihrer Drohung fest, bis Ende 2026 600 Arbeitsstellen im Bosch-Werk HiP im Hildesheimer Wald zu streichen und bis 2032 nochmals 150 Stellen. Ziel ist – das wird offen vom Konzern gesagt – die Personalkosten zu senken. Die Ausbeutung der verbleibenden Beschäftigten soll erhöht werden: Die Profitrate des eingesetzten Kapitals soll gesteigert werden. Bis Ende 2027 sind betriebsbedingte Kündigungen infolge einer Vereinbarung des Konzerns mit dem Betriebsrat ausgeschlossen. Um dennoch die nahezu Halbierung der Belegschaft von derzeit noch ca. 1300 Menschen im Hildesheimer Wald zu erreichen, droht der Konzern einfach mit der Schließung des kompletten Werks – für den Fall, dass der Betriebsrat das angebliche Konzept der Geschäftsführung nicht unterschreibt.
Im Fertigungswerk Mobility Solutions werden Komponenten für elektrische Antriebe für die Automobilindustrie produziert. Damit ist es wichtig für den Umbau der Antriebstechnik in der Automobilindustrie – weg vom Verbrenner, hin zur Elektromobilität – und somit relevant für die Erreichung der Klimaziele und den Abbau der CO₂-Belastung der Atmosphäre. Darüber hinaus ist die Softwareentwicklung für das autonome Fahren in dem zweiten Bosch-Betrieb, dem Bosch-Entwicklungszentrum (ehemals Blaupunkt), angesiedelt – auch dort soll Personal abgebaut werden.
Das Herausdrängen von Arbeitern und Angestellten aus den Werken führt zu schweren sozialen Belastungen und Problemen. Die Kolleg*innen haben sich auf die Arbeit in den Bosch-Werken verlassen – teils seit Generationen. Nun wird ihre Existenz bedroht: sei es durch die Wohnsituation, in der die Kosten nicht mehr aufgebracht werden können; sei es durch die immens gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel; sei es durch den gegebenenfalls durch Arbeitslosigkeit erzwungenen Umzug mit all seinen Konsequenzen für die Kinder – in Kitas, Schulen oder Vereinen; sei es durch Freundschaften und andere gesellschaftliche Beziehungen, die in Mitleidenschaft gezogen werden.
Vom Bosch-Konzern verlangen wir, dass er den über Jahrzehnte in Hildesheim aus der Arbeit der Arbeiter*innen und Angestellten herausgeholten Mehrwert – und daraus folgend eine riesige Profitmasse – für die Entwicklung des Standortes Hildesheim einsetzt, statt einen Kahlschlag zwecks Umdisposition des Kapitals durchzuziehen.
Ist der Konzern nicht zu einer konstruktiven Mitarbeit zu bewegen, ist zu prüfen, wie der Betrieb in gesellschaftlicher (z. B. genossenschaftlicher) statt privatwirtschaftlicher Form weitergeführt werden kann.
Dabei lehnen wir es ab, Hildesheim wieder für die Rüstungsindustrie zu missbrauchen. Im Faschismus haben 10.000 ausländische Zwangsarbeiter und weitere deutsche Beschäftigte in Hildesheim für die Rüstungsindustrie geschuftet und die harte Arbeit und miesen Lebensbedingungen teils auch mit dem Leben und der Gesundheit bezahlt. Bosch war einer der Profiteure.
Da derzeit durch das immense Aufrüstungsprogramm der Bundesregierung Maximalprofite in der Rüstungsindustrie anfallen und Produktionskapazitäten von Rheinmetall und anderen überall gesucht werden, besteht die Gefahr, dass Hildesheim erneut in die Rüstungsspirale einbezogen wird. Das wollen wir verhindern. Hildesheim soll Friedensstadt sein. Gerade erst wurde der 80. Jahrestag der Zerstörung Hildesheims begangen – eine Folge des von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs. Hildesheim war Kriegs- und Rüstungsstadt.
Von Stadt und Kreis Hildesheim fordern wir, einen öffentlichen, gesellschaftlichen Dialog zur Frage der Entwicklung der sozial-ökologischen Transformation der Wirtschaft zu führen und dazu ein kontinuierliches Gegenwarts- und Zukunftsforum einzuberufen. An diesem Runden Tisch sollen einbezogen werden: kommunale Verwaltungen und Mandatsträger aller demokratischen Parteien und Wählervereinigungen, Gewerkschaften, tarifgebundene Betriebe, Organisationen der Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften, Sozialverbände, Arbeitsagenturen und Jobcenter.
Dieses sozial-ökologische Zukunftsforum soll regelmäßig tagen.
(einstimmig beschlossen)